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Die ernste und heitere Seite des Lebens

In ihrem Vorweihnachtsprogramm "Es fällt ein Stern herunter" leuchtet Katja Ebstein Facetten der Besinnlichkeit und des Frohsinns aus.

Nippes - Die Kulturkirche ist ein wunderbarer Ort, um die Stimme zu erheben: Weit hinauf bis zu den hohen Decken und bis in den letzten Winkel des Kirchenschiffes trägt die Akustik jeden Ton. Wenn Katja Ebstein loslegt, dann kommen die Töne ganz klar und voll, und ihr weiches Timbre schmeichelt sich in die Ohren der Zuhörer. Aber die 60-Jährige schmeichelte nicht nur in ihrem vorweihnachtlichen Sing-, Vortrags- und Satireprogramm. Sie erhob ihre Stimme auch, um aufmerksam zu machen auf Missstände in aller Welt, auf Leid und Hunger. Und sie wollte erfreuen - mit Gedichten von Erich Kästner oder James Krüss - und erinnern an das Weihnachten der Kindheit.

"Es fällt ein Stern vom Himmel" heißt das Programm, mit dem die Sängerin und Schauspielerin durch ganz Deutschland tourt. Wer auf alte Hits wie "Theater, Theater" oder "Wunder gibt es immer wieder" hoffte, wurde allerdings enttäuscht. Katja Ebstein traf mit ihrer Auswahl der musikalischen Beiträge die richtige Mischung aus Besinnlichkeit und Heiterkeit. Mit einem jiddischen Wiegenlied aus dem Vilnaer Ghetto erinnerte sie an Zeiten, in denen Menschlichkeit und Nächstenliebe rar waren. Aber sie verwies auch auf die Hoffnung, die ganz besonders in der Weihnachtszeit die Menschen erfasst: "Hinter jeder Wolke des Trübsals ist längst ein Stern der Verheißung". Und wusste so den Bogen zu spannen von den ernsten Seiten des Lebens zu den erfreulicheren und amüsanten.

Rezitierend ließ sie den vor kurzem verstorbenen Kabarettisten und "guten Freund" Hans-Dieter Hüsch zu Wort kommen, der das sich alljährlich unterm Weihnachtsbaum wiederholende Debakel von enttäuschter Erwartung, Rührung und Kränkung in Reimform verpackt hat. Bei den rund 200 Zuhörern löste der Wiedererkennungseffekt angesichts der so lebhaft geschilderten Szenerie herzhaftes Lachen aus. Das eigene "Debakel", als sie mitten im Lied innehalten musste, kommentierte die Sängerin mit lockerem Mundwerk: "Das ist schon ein saublöder Mechanismus, dass man sich an seiner eigenen Spucke verschlucken muss."

Eine sympathische Unterbrechung innerhalb des manchmal fast zu routiniert dargebrachten Programms. Mit einer gemeinsamen Intonation eines "Lieblings-Weihnachtslieds", dem "Kleinen Trommler", verabschiedete sich Katja Ebstein vom Publikum und hinterließ eine wohlige Vorfreude auf das Weihnachtsfest.

Mit voller Stimme trug Katja Ebstein Gedichte von Erich Kästner oder James Krüss vor.

von SARAH LOPAU
Kölner Stadtanzeiger vom 15.12.2005

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