Deutsch | English

Navigation

Nippes Nacht

Kreuz und quer durchs Veedel
Von der Kneipe in die Kirche: Die dritte Nippeser Kulturnacht

von DIANA KUHL
Kölner Stadtanzeiger vom 15.12.2002

NIPPES. Es ist eine wirklich kalte dritte Nippeser Nacht, in der Kulturpilger und Neugierige, Gesellige und vom Trubel Überraschte von Kneipen zu Bars und von Bars in die Kirche ziehen: Kölsche Bands, ausgefallene Performances und etwas andere Lesungen stehen auf dem Programm, das an manchen Plätzen bis nach zwei Uhr läuft.

In insgesamt 17 Veranstaltungsorten bekommen die nächtlichen Besucher ab 20 Uhr so ziemlich alles geboten, was sie sich wünschen können: muckelige Wärme, ausreichend Getränke und ein abwechslungsreiches Programm. Die Lutherkirche, auch bekannt als "Kulturkirche", macht ihrem Beinamen alle Ehre. Mit einer aufwendigen Videoshow, bei der Film-Sequenzen und andere bunte Bilder an den hohen Gewölben der Kirchendecke flimmern, bekommen die auftretenden Bands Unterstützung.

Die "Bolz Band" eröffnet das Programm. Noch stehen wenige Leute im großen Kirchenraum und starren gebannt auf die Band. Dort, wo sonst der Altar ist, prangt heute eine riesige Leinwand und projiziert die Künstler mit verschiedenen Spezialeffekten auf die weiße Fläche. "Das macht unser Videokünstler‚ Sehvermögen", sagt Organisator Thomas Diederichs. "Seinen richtigen Namen will er leider nicht sagen." Künstler eben.
Die BoIz Band eröffnete den Abend in der Lutherkirche.

Gemeinsam mit William Blask und Ralf Bruns hatte Diederichs, Gemeindepfarrer an der Lutherkirche, vor eineinhalb Jahren die Idee zur Nippeser Nacht. "Wenn man Leute in die Kirche ziehen will, muss man sich schon etwas einfallen lassen", meint er lächelnd. Dann geht es weiter zum Shores.

Schon von draußen lassen die beschlagenen Scheiben nichts Gutes ahnen. Richtig. Die Leute stehen so eng gedrängt, dass kein Reinkommen ist. Es spielt die Schäl Sick Brass Band. Macht nichts. Gegenüber ist das Feez. Hier lassen sich sogar noch Barhocker ergattern. Ziemlich spät beginnt die Band Popbox mit ihrem Spiel. Auf einmal wird es voll. Aha, dann muss die Schäl Sick Brass Band jetzt wohl aufgehört haben. "Sssss", macht es auf einmal. Die 24 Sänger von Les Saxosythes machen die Fliege. Nina Hempel und Monika Moll sitzen am Tresen und unterhalten sich angeregt. "Wir sind zum ersten Mal dabei", sagt Nina. Freundin Monika ist aus Darmstadt zu Besuch und soll natürlich etwas geboten bekommen. Gute Idee, finden beide, aber "es wurde einfach zu wenig Werbung gemacht", so Nina. "Und aus dem Programmflyer kann man auch nicht ersehen, was denn nun für Künstler spielen." Entlang der Kempener Straße kommt man am Tillmanns vorbei, wo sich DJ Sven austobt. Aber live ist besser, also geht es weiter zum Barfly. Thomas Köhn liest da allerdings nicht. Die Dame, die barfuss auf dem Leopardenfell steht, den Caipirinha in der einen, das Mikrofon in der anderen Hand und "Katzenjammer" singt, ist definitiv kein Thomas. "Wir sind "dajana" ruft die Sängerin und deutet auf ihren Gitarristen.

Nun gut, "dajana" steht zwar gar nicht auf dem Programm, macht aber trotzdem eine klasse Show. ."Hey, hört ihr da hinten mir überhaupt zu?" Na ja, so groß ist das Barfly nicht. Was noch fehlt, ist eine richtige Party - so eine wie sie in Odo Rumpfs Werkhalle stattfindet. Dazu geht es wieder in die kalte Nacht hinaus. Und ein bisschen Wärme nimmt man schließlich aus jeder Kneipe mit.

Impressum Datenschutzerklärung nach oben